Propolis / Bienenkitt in der medizinischen Anwendung
Propolis - vielseitiges Bienenprodukt
Propolis haben wir unseren Honigbienen zu verdanken. Sie produzieren es aus Wachs, Speichel und Baumharz. Die Bezeichnung "Kittharz", unter der das Produkt ebenfalls bekannt ist, trifft eigentlich nur eine Eigenschaft, nämlich die, dass Bienen damit den Bereich um das Eingangsloch versiegeln. Auf diese Weise entsteht eine natürliche Desinfektionsschleuse, die als Schutz gegen eingeschleppte Bakterien, Viren und Pilze dient. Früh schon haben Menschen entdeckt, dass Propolis nicht nur den Bienen dient. Sie wird vielseitig verarbeitet, in medizinischen Produkten ebenso wie in Kosmetika. Auch als Nahrungsergänzung ist Propolis gefragt.
So entsteht das Kittharz
Der Ausgangsstoff für das Bienenprodukt ist die harzige Substanz, die an Knospen von Bäumen austritt. Bevorzugte Sammelorte sind einheimische Bäume wie Rosskastanien, Fichten, Birken, Buchen, Pappeln, Erlen und Ulmen. Dieses Harz wird von den Bienen weiterverarbeitet, indem sie es mit geringen Mengen von Wachs, Pollenanteilen und ätherischen Ölen der Blütenknospen sowie ihrem Speichelsekret anreichern.
Dass es kostbar ist, liegt an der produzieren Menge: Jährlich bringen Bienen etwa zwischen 50 und 500 g in den Bau ein. Seinen Namen hat es von den altgriechischen Wörtern pro = vor und polis = Stadt, er kam dadurch zustande, dass das Kittharz überwiegend direkt an den Fluglöchern der Bienenstöcke zu finden ist. Es ist ein Schutz vor der Bienenstadt, dem Bienenstaat. Ein geringerer Anteil wird von den Bienen als Überzug für Wabenzellen ausgebracht. Auch unter anderen Namen ist es bekannt, regional heißt es unter anderem Stopfwachs, Bienenharz, Bienenleim und Kittwachs.
Inhaltsstoffe und Zusammensetzung von Kittharz
In der Substanz erinnert Bienenkitt an Harze, wie sie vor allem von Nadelbäumen bekannt sind. Kittharz wird bei Kälte hart und spröde, bei Wärme weich, gummiartig und klebrig. Es riecht angenehm aromatisch, der Geschmack des reinen, unverarbeiteten Kittharzes ist eher herb bis bitter. Das Farbspiel wechselt, Töne von Rot, Braun, Gelb und Grün sind die Regel.
Mehr als 300 unterschiedliche Inhaltsstoffe wurden bereits in Propolis gefunden. Die Hauptbestandteile sind Harze und Wachse, ätherische Öle von Pflanzen und Blütenstaub/Pollen. Weitere Bestandteile sind Bienenenzyme, Mineralstoffe und Flavonoide. Letzteren wird die Hauptwirksamkeit in Sachen Bakterien- und Virenbekämpfung, bei Heilprozessen und für das Immunsystem zugeschrieben. An zweiter Stelle der Wirksamkeit werden Hydroxyzimtsäuren genannt, wie Kaffee- und Ferulasäure, die antioxidativ und krebshemmend wirken. Auch Phenole und Polysaccharide sind im Kittharz enthalten. All diese Inhaltsstoffe sind in wechselnden Mengen vorhanden. Ausschlaggebend für die Konzentration sind die Pflanzenarten, von denen gesammelt wird, die Bienenspezies an sich und die geographische Lage.
Inhaltsstoffe von Blütenstaub
Die hochwertigsten Bestandteile von Kittharz bringt der enthaltene Blütenstaub mit. Er enthält vor allem Proteine und Aminosäuren und ist mit einem Anteil von 22 % Proteinen und 12 % Aminosäuren ein effizienter pflanzlicher Eiweißlieferant. Besondere Aufmerksamkeit verdient, dass Blütenstaub von den 22 für unseren Körper essenziellen Aminosäuren, die zugeführt werden müssen, volle 21 enthält. Verschiedene Zuckerarten machen aus Blütenstaub einen Energiespender, ihr Anteil beträgt etwa 20 %.
Eine große Anzahl aller lebensnotwendigen Vitamine ist in Pollen enthalten, sogar Vitamine des B-Komplexes. Zu den wertvollen Bestandteilen zählen ferner Spurenelemente und Mineralstoffe. Hier sind es vor allem Magnesium und Calcium, Natrium, Kalium, Phosphor, Jod, Eisen, Fluor, Zink, Kupfer, Mangan, Selen und Chrom. Die in der Ernährung so wichtigen sekundären Pflanzenstoffe und Ballaststoffe fehlen ebenfalls nicht. Ergänzt werden die gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe durch ungesättigte Fettsäuren, ätherische Öle, Co-Enzyme und Enzyme.
Propolisgewinnung durch den Imker
Die Ernte des kostbaren Bienenproduktes durch den Imker ist aufwendig. Die ursprüngliche Methode ist es, den Bienenkitt sorgsam überall dort abzukratzen, wo er von den Bienen als Schutz gegen Bakterien und Viren aufgetragen wurde. Eine andere Methode macht es einfacher, das Harz gezielter zu gewinnen. Hier wird ein feinmaschiges Gitter in den Bienenstöcken ausgebracht. Da die Bienen diese unnatürlichen Zwischenräume nicht schätzen, werden sie verkittet. Zur Gewinnung von Propolis werden die Gitter entfernt und in den Gefrierschrank verbracht. Durch die Kälte wird das Harz spröde und springt durch ein leichtes Verbieten des Gitters fast von selbst ab.
Anschließend wird das Bienenprodukt weiter verarbeitet, bei Bedarf auch gereinigt, denn kleine Fremdkörper, die die Bienen nicht selbst aus dem Stock entfernen können, werden mitunter in Kitt abgekapselt.
Propolis / Bienenkitt in der medizinischen Anwendung
Bereits in der Antike war das Kittwachs, ebenso wie andere Produkte, wegen seiner Vielseitigkeit beliebt. Es diente zur Pflege der Haut, zur Wundheilung und als Mittel gegen Bakterien, Viren und Pilze. Heutzutage wird es im pharmazeutischen Bereich in Salben, Tinkturen, Mundwässern und Lutschpastillen verwendet. Medizinische Propolis Creme gilt als vorbeugend und therapeutisch bei Hautirritationen, bei kleineren Entzündungen und Verletzungen der Haut, wie sie durch Sonnenbrand, Schürfungen, leichte Schnitt oder Risse entstehen. In Mitteln, die der Abhilfe von Ekzemen, der Sanierung der Mundschleimhaut und anderen Schleimhäuten dienen, ist das Bienenkittwachs ebenfalls enthalten. Weitere Anwendungsgebiete sind die Zahnheilkunde und Erkrankungen im Mund- und Rachenraum.
Innerlich angewendet wird es bei Erkältungspräparaten und in Mitteln zur Stärkung des Immunsystems. Auch als Nahrungsergänzung dienen Propolisprodukte, die strengen Verordnungen hinsichtlich produktbezogener Gesundheitsaussagen lassen derzeit noch keine Herausstellung von Zusammenhängen zu. Hier sind noch weitere ausgiebige, klinische Forschungen notwendig. Zulassungen für medizinische Produkte mit Propolisanteil sind es jedoch auf dem Markt.
Auch die Homöopathie kennt unterschiedliche Propolis-Präparate. Als homöopathische Tinktur, Urtinktur, Tropfen, Globuli und Dilutionen dürfen sie Arzneimittel genannt werden. Eine Indikation ist jedoch nach dem Gesetz nicht vorgesehen bzw. nicht erlaubt, die Anwendung im Sinne der Homöopathie erfolgt in Abstimmung auf das jeweilige Krankheitsbild.
Kittharz in Labor- und Tierversuchen
Als Mittel gegen oxidativen Stress wurde es in Tierversuchen erprobt. Bei Ratten konnte durch die Gabe eine Bindung der freien Radikalen festgestellt werden. Diese Eigenschaft wird den enthaltenen Flavonoiden zugerechnet.
In verschiedenen Labortesten wurden bei alkoholischen und wässrigen Propolis-Extrakten eine keimtötende Wirkung auf grampositive und gramnegative Keime festgestellt. Sie waren zudem in der Lage, Rhinoviren und Herpesviren zu hemmen oder gar ganz abzutöten. Bei Versuchen mit Candida albicans und Hautpilzen wurden im Labor wachstumshemmende Wirkungen erzielt. Die in den Lösungen bzw. dem Ausgangsstoff enthaltenen Stoffe waren zudem in Lage, die Wundheilung zu fördern.
Weiter erforscht werden muss die Wirkung gegen Krebs, auch wenn erste vorsichtige Aussagen davon ausgehen, dass bei bestimmten Krebsformen Befunde auf eine Besserung hindeuten. Ebenso wurde die Wirksamkeit gegen HIV und SARS-Viren getestet. Einzelne Versuche sahen hier die Möglichkeit zur Wirksamkeit gegeben, allerdings wurden die Ergebnisse dieser Arbeiten bislang nicht bestätigt.
Festgestellt wurde auch, dass die Herkunft des Kittharzes wichtig ist. Sie entscheidet über die Zusammensetzung, diese wiederum über die Wirksamkeit. Wie bei allen Naturprodukten schwankt darüber hinaus die Konzentration der Wirkstoffe aufgrund jahreszeitlicher Bedingungen. Nicht zuletzt sind die Ernte und Verarbeitung ausschlaggebend für die Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe und somit des gesamten Produktes.
Anwendungen in der Kosmetik
Der Bienenkitt ist nicht nur Zutat von zugelassenen Arzneimitteln, sondern auch von frei verkäuflichen Kosmetika. Hier wird sich eine ähnliche Wirkung versprochen, vor allem bei Tropfen und Mundsprays, bei Cremes für das Gesicht, Körperpflegeprodukten und Lippenpomaden. In beiden Anwendungsgebieten ist Qualität eine wichtige Voraussetzung. Kosmetische Propolisprodukte werden bei unreiner Haut und Pickeln empfohlen, bei empfindlicher und rauer Haut sowie zur allgemeinen Pflege. Propolis Creme eignet sich für Mensch und Tier und darf auch bei Kindern angewandt werden. Propolis Tinktur wird bei der äußerlichen Anwendung direkt auf Pickel, kleine Wunden oder gerötete Stellen aufgebracht. Auch verdünnt, als Gesichtswasser, gelten sie als hilfreich bei Unreinheiten, Pickeln, Mittessern und großen Poren. Oft werden auch kosmetische Zubereitungen mit Heilpflanzen wie Ringelblume, Lavendel und Melisse kombiniert, um eine bakterienhemmende Wirkung auf der Haut und bei kleinen Verletzungen zu erzielen.
Propolistropfen und -zubereitungen für die innere Anwendung
Propolisprodukte für die innere Anwendung, die nicht als Arzneimittel zugelassen sind, fallen aufgrund der strengen EU-Verordnungen automatisch unter die Rubrik Nahrungsergänzungsmittel. Gesundheitsbezogene Aussagen dürfen deshalb nicht gemacht werden, auch wenn die Zusammensetzung der frei verkäuflichen Produkte ähnlich der von medizinischen Präparaten ist.
Als Hausmittel wird Propolis Tinktur bei Erkältungen, Entzündungen im Mund-Rachen-Raum und als Stärkungsmittel für das Immunsystem angewendet. Für konzentrierte Tropflösungen mit 30 % werden nicht mehr als 20 Tropfen als Tagesdosis empfohlen. Auch ein langsames Herantasten an diese Dosis ist möglich, um bei einer eventuellen Unverträglichkeit besser reagieren zu können.
Hinweise für Allergiker: Wie bei allen Bienenprodukten können auch bei Propoliszubereitungen Allergien auftreten. Diese betreffen in erster Linie den Personenkreis, der bekanntermaßen auf Bienenstiche allergische Reaktion gezeigt oder bereits auf andere Bienenprodukte empfindlich reagiert hat. Auftreten können sowohl Kontaktallergien - bei äußerem Gebrauch - als auch Überempfindlichkeitsreaktion durch die Einnahme wie Juckreiz, Atembeschwerden o.ä.
Wegen der Möglichkeit von Allergien sollten Schwangere und Stillende auf die orale Einnahme von Propolisprodukten verzichten. Auch Kinder unter 1 Jahr sollten - wie bei Honig auch - keine Propoliszubereitungen einnehmen.
Propolis - Qualitätshinweise für die Einnahme
Vereinzelt kam es in den letzten Jahren, überwiegend bei Produkten aus Übersee, zu einer höheren Konzentration von Pyrrolizidinalkaloiden (PA). Diese sind ein natürlicher Stoff, der jedoch gesundheitsgefährdend wirken kann. Einen gesetzlichen Grenzwert für die Konzentration von PA in Nahrungsergänzungsmitteln gibt es jedoch.
Das Europäische Schnellwarnsystem RASFF gab mehrmals Warnmeldungen heraus, weil in Produkten mit Rohstoffen aus China zu hohe Gehalte von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) gefunden werden. Sie gelten als krebserregen.
Es wird deshalb geraten, auf Qualität und Herkunft zu achten.
Alkohol als Zubereitungslösung beugt einem Schlechtwerden von Propolistropfen vor. Dennoch sollte auf Sauberkeit geachtet werden, insbesondere ist es ratsam, dass Pipetten nicht mit Nahrungsmitteln oder verunreinigten Gegenständen etc. in Berührung kommen.