Wildbienen mit Nahrung und Nistplätze unterstützen
Die Honigbiene kennt jeder, doch es gibt in Deutschland unzählige Wildbienenarten, die für die Bestäubung vieler Pflanzen mindestens genauso wichtig sind. Doch viele Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht, sie finden bei uns zu wenig Lebensraum und Nahrung. Wildbienen brauchen nicht nur auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Pflanzen, sondern auch entsprechende Nistmöglichkeiten. Hier kann jeder schon im Kleinen etwas tun, etwa durch das Anpflanzen von heimischen Blühpflanzen im Garten und dem Aufstellen von geeigneten Nisthilfen.
In Deutschland gibt es rund 560 Arten von Wildbienen. Sie haben wie die Honigbiene einen dreigeteilten Körper, bestehend aus einem Kopf mit deutlich sichtbaren Fühlern, einem Vorderleib mit vier häutigen Flügeln und sechs Beinen sowie einem Hinterleib aus mehreren Segmenten. Wildbienen können sehr unterschiedlich aussehen und auch in der Größe stark variieren. Während die Holzbiene durch ihre Größe von bis zu 3 Zentimeter und ihrem schwarzen Körper direkt ins Auge fällt, wenn sie im Sommer durch den Garten schwirrt, sind andere Arten so unscheinbar, dass sie kaum auffallen. Die meisten Wildbienen sind nicht einmal 7 Millimeter groß. Dadurch kommen sie auch in die kleinste Blüte hinein, was sie zu wertvollen Bestäubern macht. Die Erdbienen wiederum bauen ihre Nester im Boden und sind daran zu erkennen, dass sie im Frühjahr in Bodennähe herumfliegen. Auch die Hummeln zählen zu den Wildbienen. Es gibt rund 30 Arten, von denen sechs verschiedene Arten häufig in unseren Gärten anzutreffen sind.
Wildbienen sind Einzelgänger
Anders als die Honigbienen, die in einem großen Staat leben, verbringen die meisten Wildbienen ihr Leben als „Einzelgänger“, man nennt sie Solitärbienen. Manche Wildbienen leben aber auch in kleineren Sozialverbänden. Sie sammeln Pollen und Nektar, manche Arten auch Blütenöl, um damit ihren Nachwuchs zu versorgen. Sie legen ihre Eier in hohlen Pflanzenstängeln, in Sand- oder Erdlöchern oder anderen kleinen Hohlräumen ab. Wildbienen bauen niemals Waben wie die Honigbienen! Die Lebenszeit einer Wildbiene ist kurz – im Durchschnitt werden sie nur drei bis sechs Wochen alt. Sie lassen sich in Sommer-, Frühjahrs- oder Herbstarten einteilen, je nach ihrem jahreszeitlichen Auftreten. Wildbienen sind sehr friedliche Tiere und stechen in der Regel nicht. Das liegt zum einen an ihrer geringen Körpergröße, zum anderen aber auch an ihrer Lebensweise als Solitärbienen. Im Gegensatz dazu verteidigen staatenbildende Insekten wie Honigbienen und Wespen, aber auch einige Hummelarten, ihr Nest. Auch wenn die Gifte der vielen Bienenarten noch nicht untersucht wurden: Probleme haben Allergiker mit manchen Wespenarten und mit Honigbienen. Von einem durch Solitärbienen verursachten anaphylaktischen Schock ist bislang nichts bekannt.
Nahrung und Nistplätze für Wildbienen anbieten
Was die Nahrung angeht, sind viele Wildbienenarten sehr spezialisiert und auf einige wenige Pflanzenarten als Nahrungsquellen angewiesen. Durch die Zersiedelung der Landschaft und die Intensivierung der Landwirtschaft sind viele angestammte Lebensräume verloren gegangen, und auch in vielen Gärten finden Wildbienen nicht mehr ausreichend Nahrung. Die Arten, die nicht so wählerisch hinsichtlich ihrer Nahrungsquellen sind, haben es leichter. Spezialisierte Arten wie beispielsweise die Glockenblumen-Sägehornbienen, die sich nur von Glockenblumen ernähren, können auch nur dort überleben, wo es diese Pflanzen gibt. Grundsätzlich nutzen Wildbienen im Vergleich zu Honigbienen nur sehr wenige Pflanzen als Nahrungsquelle und haben zudem einen sehr eingeschränkten Radius. Ihren Energiebedarf decken ausgewachsene Tiere in erster Linie mit kohlenhydratreichem Nektar. Die Pollen dienen hauptsächlich der Aufzucht der Brut, sie enthalten sowohl Proteine als auch Stärke und verschiedene Mineralstoffe.
Ein struktur- und artenreicher Garten mit bienenfreundlichen Stauden, blühenden Kräutern, einheimischen Pflanzen wie Glockenblumen, Scharfgabe, Kamille, Hornklee, Borretsch, Wicken, aber auch Frühblühern wie Krokusse und Primelgewächse bieten vielen Wildbienenarten Nahrung. Ebenfalls eine hohe Attraktivität als Futterquelle sind Obstgehölze wie Apfel, Birne und Quitte sowie Wildblumenwiesen. Hier ist der Tisch für Wildbienen reich gedeckt.
Aber die beste Nahrungsquelle für Wildbienen nützt nichts, wenn es keine Nistmöglichkeiten in der Nähe gibt. Wildbienen fliegen sehr oft zwischen Nest und Blüten hin- und her, um ausreichend Nahrung für ihre Brut heranzuschaffen. Untersuchungen haben ergeben, dass Wildbienen je nach Art und Blütenpflanzen zur Versorgung einer Brutzelle bis zu 50 Sammelflüge brauchen. Dabei sind sie nur in einem Radius von 150 Metern unterwegs. Je größer die Entfernung zwischen Nistmöglichkeit und Nahrungspflanzen ist, desto mehr Nektar benötigt eine Biene für ihren eigenen Energiebedarf, desto schneller verschleißt sie und desto eher fällt sie einem Beutegreifer zum Opfer. Am besten ist es also, wenn Nist- und Schlupfplätze von Wildbienen in der Nähe der Futterpflanzen sind.
Lebenszyklus einer Wildbiene
Wildbienen legen nur wenige Eier, im Schnitt 10 bis 20, selten bis zu 40. Die Paarung erfolgt unmittelbar nach dem Schlupf. Die weiblichen Bienen beginnen danach mit dem Nestbau, legen ihre Eier hinein und verschließen die Brutzellen, um Feuchtigkeit und Kälte fernzuhalten. Die Larven der Wildbienen schlüpfen bereits nach wenigen Tagen und ernähren sich von den gesammelten Pollen. Sie machen einige Entwicklungszyklen durch. Die meisten Wildbienen überwintern als sogenannte Ruhelarven. Erst im nächsten Frühjahr verpuppen sie sich und nehmen ihre endgültige Form an. Aus befruchteten Eiern erwachsen Weibchen, aus unbefruchteten Männchen. Allerdings überlebt nicht jede Brut. Es kann durch Schimmel in den Brutzellen, ungünstiges Klima oder auch durch Brutparasiten zu hohen Ausfällen kommen.
Wildbienen im Garten fördern
Alle Arten von Wildbienen nisten in verschließbaren Hohlräumen, die entweder bereits vorhanden sind oder von den Tieren selbst erbaut werden. Sie können sich je nach Wildbienenart in Sand-, Lehm- oder Erdböden oder morschem Holz oder Totholz befinden. Die Insekten legen ihre Eier auch in den Fraßgängen von Insekten wie zum Beispiel Käfern ab, an Steinen, Mauern und Felsen oder an bzw. in Pflanzenstängeln und Baumstämmen. Als Nestbaumaterialien verwenden Wildbienen Pflanzenteile wie Laub oder Blütenblätter, Holzfasern oder Baumharz.
Im heimischen Garten lässt sich für eine ganze Reihe von Wildbienenarten etwas tun. Zum einen, indem geeignete Blühpflanzen als Nahrungsquelle angepflanzt werden, möglichst in großer Vielfalt, damit viele Arten davon profitieren können. Zum anderem sollte eine Verbesserung der Nistmöglichkeiten für Wildbienen im Fokus stehen. Doch auch das ist gar nicht so einfach, denn die verschiedenen Wildbienenarten sind auf Niststandorte ähnlich spezialisiert wie auf ihre Nahrungspflanzen. Sie können also nur dort vorkommen, wo sie geeignete Nistmöglichkeiten vorfinden.
Rund zwei Drittel der Wildbienenarten nisten im Boden. Dabei bevorzugen sie meist wenig bewachsene, trockene und sonnige Flächen, im Idealfall ist der Boden sandig und locker. Meist graben die Bienen die Nistgänge selbst. Vielleicht gibt es im Garten eine solche Ecke? Auch altes, verwitterndes Totholz ist ein guter Brutplatz. Neben morschen Baumstümpfen und Ästen stellen auch morsche Balken von Schuppen, Scheunen und Ställen geeignete Nistplätze für viele Bienenarten dar, die teils vorhandene Fraßgänge nutzen, teils ihre Nistgänge selbst anlegen. Etliche Wildbienenarten legen ihre Eier in die Pflanzenstängel ab. Deshalb ist den Insekten schon viel gedient, wenn nicht alle verblühten Pflanzen abgeschnitten werden. Einige Mauerbienen haben sich auf leere Schneckenhäuser spezialisiert. Gern angenommen werden auch Trockenmauern und Wildblumenwiesen.
Unsere Insektenhotels und Bienenhotels zum kaufen
Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Wildbienen künstliche Nistplätze anzubieten. Viele Wildbienen nutzen die Nistplätze auch zum Übernachten oder zum Überstehen von Schlechtwetterperioden. Doch viele so genannte Insektenhotels, die es im Handel zu kaufen gibt, eignen sich nicht sonderlich gut für Wildbienen, denn sie erfüllen nicht ihre Bedürfnisse für den Nestbau. Klassische Insektennisthilfen („Insektenhotels“) können ausschließlich Nistmöglichkeiten für die Hohlraumbesiedler unter den solitären Wespen und Wildbienen bieten.
Alle Maßnahmen, die die Wildbienen fördern, verbessern auch gleichzeitig die Lebensbedingungen vieler anderer Insekten. Von den Nisthilfen und dem Nahrungsangebot profitieren z.B. auch verschiedenste Arten der Schlupfwespen, verschiedene Wespenarten, Käfer und Fliegen.
Häufige Wildbienenarten in unseren Gärten
In unseren Gärten sind häufig Mauerbienen (Osmia) anzutreffen, von denen es in Deutschland rund 25 Arten gibt. Ihr Name leitet sich von der Bauweise ihrer Nester ab, die aus einem wie gemauert wirkenden Material bestehen. Einige Arten stellen aus Blattstückchen und Erde, die mit einem Drüsensekret vermischt werden, Baumaterial für ihre Zellen her. Diese werden je nach Art in Mauern, Gesteinsspalten oder im Boden sowie in Stängeln oder im Totholz angelegt. In Bezug auf ihre Blütenwahl sind sie wenig anspruchsvoll. Mauerbienen nehmen künstliche Nisthilfen gerne an, die Röhren sollten einen Durchmesser von 6–8 mm haben. Die Gehörnte Mauerbiene (rot-schwarze Färbung, Weibchen mit zwei „Hörnchen“ am Kopfschild) lässt sich ab März, die Rote Mauerbiene (bräunlich rot gefärbt) ab Mitte April in den Nisthilfen beobachten.
Wollbienen (Anthidium) sind meist gelb-schwarz gezeichnet und werden daher häufig mit Wespen verwechselt. Sie haben jedoch anders als Wespen einen behaarten Brustkorb. Als Nahrungsquelle dienen hauptsächlich Schmetterlings-, Lippen- und Rachenblütler. Wollbienen nisten in Erdlöchern, Lehmwänden oder Mauer- und Holzlöchern. Nisthilfen sollten Nistgänge mit 6–8 mm Durchmesser haben. Beobachtungszeit ist ab Juni.
Löcherbienen (Heriades) holen sich Nektar und Pollen ausschließlich von Korbblütlern wie Kamille und Scharfgabe. Sie sind relativ klein und dunkel gefärbt und ab Juni zu beobachten. Für ihre Nistzellen bevorzugen sie von Käfern geschaffene Nistgänge in Totholz oder hohle Pflanzenstängel. Ihre Nester verschließen sie mit Harz, das teilweise mit kleinen Steinchen oder Pflanzenteilen vermischt wird. Sie bevorzugen Nistgänge von 3–4 mm Durchmesser.
Maskenbienen (Hylaeus) sind sehr klein, kaum behaart und dunkel gefärbt. Sie sind ab Mai aktiv. Die Männchen tragen eine helle namensgebende Gesichtszeichnung. Auch bei den Weibchen sind helle Streifen zwischen den Augen zu erkennen. Sie sammeln den Pollen nicht an der Körperaußenseite, sondern verschlucken ihn und würgen ihn im Nest wieder hervor (Kropfsammler). Die Nester werden in engen Röhren mit nur 3 mm Durchmesser angelegt und mit einem cellophanartigen Drüsensekret verschlossen.
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Im Frühsommer zeigen sich die ersten Blattschneiderbienen (Megachile). Die Weibchen schneiden aus Blättern oder Blüten kleine Stückchen und kleiden damit ihre Nester aus. Die meisten Arten sind beim Blütenbesuch wenig wählerisch, nur wenige sind hoch spezialisiert. Die Niströhren sollten einen Durchmesser von 6–8 mm haben.
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Pelzbienen (Anthophora) haben große Ähnlichkeit mit Hummeln. Sie trägt jedoch Haare der Sammelbürste an den Hinterbeinen. Sie nutzt viele verschiedene Nahrungspflanzen, bevorzugt jedoch Borretsch- und Primelgewächse sowie Lippenblütler (z.B. Wald-Ziest). Die Bienen dieser Gattung nutzen Bohrlöcher von 8 mm Durchmesser. Beobachtungszeit ist von März bis Juni.
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Scherenbienen (Chelostoma) tragen auffallend große, scherenartige Mundwerkzeuge. Sie ist von April bis Juni zu beobachten. Optisch ähneln sie den Mauerbienen, sind jedoch kleiner und dünner. Alle Scherenbienen nisten oberirdisch in vorhandenen röhrenförmigen Höhlungen, vor allem in Käferfraßgängen im Totholz, aber auch in hohlen Stängeln. Vorzugsweise werden Niströhren von 3–5 mm Durchmesser besiedelt. Je nach Art bevorzugen sie ein spezielles Nahrungsangebot, das wiederum namensgebend ist. Die Glockenblumen-Scherenbiene z.B. bevorzugt Glockenblumen, der Hahnenfuß-Scherenbiene dient der Hahnenfuß als Nahrungsquelle.